Im Winter bin ich Zwerg Nase. Mit Mütze. Oder so. Da ich zu Nackenverspannungen und Kopfschmerzen neige und wirklich kälteempfindlich am Kopf bin, gibt es von mir ab ca. Ende Sommer bis zum Frühjahr nur doofe Mützenbilder. Ok, im Sommer nur Kappenbilder, weil ich auch keine Sonne vertrage. Aber im Winter, da sehe ich doof aus. Ich habe mich da jetzt, wo ich versuche, mehr vernünftige Arbeitsbilder zu bekommen, schon das ein oder andere Mal geärgert. Andere sehen nicht doof aus, die haben hübsche Mützen, lachen fröhlich in die Kamera und sind schick (ok, das sind dann Modefotos).
Aber meine Mützen, die rutschen immer bis über die Augen.
Nun hatte ich vor kurzem eine Erkenntnis. Nämlich die, dass meine Mützen das tun müssen, weil sie eben meine Mützen sind. Ich vertrage nämlich keine engen Mützen, sondern nur welche, die keinen Druck auf den Kopf machen – und dann kann die arme Mütze ja nicht anders, als nicht zu halten und herunterzurutschen. Es ist quasi ihre Natur, eine Rutschmütze zu sein.
Das Interessante ist daran, dass ich mich nicht über die Mützen ärgere. Auch wenn sie farblich selten zu irgendwas passen, was ich weiter unten trage, weil eben ihr hervorstechendes Merkmal das „nicht drücken“ ist, und da ist mir die Farbe eigentlich total egal. Gut, neulich hatte ich die perfekte Mütze gefunden, weich, anschmiegsam, gut sitzend, ohne zu rutschen, UND ohne zu drücken. Und die ist weiß. Und das sieht auf einem Foto tatsächlich noch doofer aus, weil alles was man an dem Bild als erstes wahrnimmt, ist meine strahlend weiße Mütze, und dann kommt irgendwann der Rest. Das ist auch wieder doof.
Aber, wie gesagt, ich ärgere mich nicht über die Mützen. Ich ärgere mich über mich selbst, weil ich dann, wie sagt man so schön, „unvorteilhaft“ aussehe. (Nun ist „vorteilhaft“ ein Wort, was im Zusammenhang mit meiner Person glaube ich noch nie verwendet wurde.) Dabei tun meine Mützen doch nur das, was ihrer Natur entspricht.
Wenn wir jetzt mal den Bogen spannen zu unseren Pferden – wie oft ärgern wir uns über etwas beim Pferd, am Pferd, mit dem Pferd – ganz egal was es ist. Und wie oft nehmen wir es persönlich – obwohl es vielleicht einfach nur der ureigensten Natur dieses Pferdes entspricht, genau das zu tun, was uns ärgert? Und wie oft ist es etwas, das uns auf einer ganz anderen Ebene eigentlich ärgert, und tatsächlich nur weniger mit dem Pferd zu tun hat?
Wo wir vielleicht ein Ziel haben, das nicht unsere inneren Wünschen entspricht, sondern vielleicht mehr dem Bild, von dem wir denken, dass es anderen gefallen würde. Und dann werden wir gegenüber dem Pferd auch unglaubwürdig und es fragt uns „Willst du das wirklich?“
Und wir denken „Meine Güte, heute stellt er sich aber wirklich blöd an, dabei will ich doch nur XYZ“.
Und vielleicht gehen Sie dann ein bisschen in sich und versuchen herauszufinden, welche Naturgegebene Sache hier eigentlich gerade genau so ist, wie sie sein sollte. Und dass wir nicht das Pferd in seiner Natur ändern wollen, sondern vielleicht nur sein Verhalten. Und dann können wir das etwas sachlicher betrachten und gelassener damit umgehen.
Viel Erfolg dabei wünscht der Mützenzwerg (ich bin die kleinste in meiner Familie, insofern stimmt das).